Eine Hochburg des Damen-Tischtennis


Für den Aufschwung im TTC ist eine Tatsache von großer Bedeutung: Von der Gründung an spielten auch Mädchen und Frauen gleichberechtigt im TTC, was sich sehr positiv auf das Vereinsklima auswirkte. Schon damals wurde der Grundstein dafür gelegt, dass der TTC Albungen eine auf Kreisebene fast beispiellose Erfolgsbilanz über nun schon 50 Jahre aufbaute. Kein Verein der Umgebung darf sich rühmen, so lange und ununterbrochen im Damensport aktiv und erfolgreich gewesen zu sein. Der langjährigen Kreispressewart Helmut Wiegand, ebenfalls Vereinsmitglied und viele Jahre Jugendwart, prägte den Begriff von der "Albunger Hochburg des Frauen-Tischtennissportes", der bis in die Neuzeit Gültigkeit besitzt.

Um überhaupt spielen zu können, trat das erste Albunger Damenteam mit Karla Liebert, Ingrid Mell, Margit Meyer und Irene Bohlender in der Saison 1963/64 in der Jugendklasse an, da noch keine Damen-Kreisklasse existierte. Im ersten Punktspiel unterlagen die TTC-Damen in Jestädt mit 3:7. Eine der wenigen Niederlagen.

Das änderte sich, denn bald ging es im Kreis mit dem Damen-Tischtennis aufwärts, als sich weitere Mannschaften anmeldeten. Schon 1965 titelte die Heimatzeitung Werra-Rundschau: "Albungen führt in der Damenklasse". Doch nicht alle Gegner hielten durch. Anfang der 70-iger Jahre spielte das Albunger Team, weil es für einige Zeit keine Damen-Kreisklasse mehr gab, in der Herren-C-Klasse weiter. Als ersten großen Erfolg feierten die TTC-Damen 1973 den 2. Platz bei der hessischen Landes-Pokalendrunde.

Der Aufstieg der Damen

So richtig aufwärts ging es mit dem Albunger Damensport aber erst ab der Saison 1975/76, als die Mannschaft als Meister der Bezirksliga und mit sensationellen 42:0 Punkten in die Landesliga aufstieg. Möglich war das vor allem durch den Zugang von Ilona Wirth damals auf Platz neun der hessischen Juniorinnen-Rangliste, die vom Eschweger TSV in das Werradörfchen wechselte. In Albungen war Ilona Wirth ein Vorbild, das mit seinem spielerischen Können die Mannschaftskameradinnen Irene Eberhardt, Margot Furchert, Eva Stöber und später Christa Hildenbrandt zu immer besseren Leistungen mitzog und großen Anteil am nun einsetzenden Höhenflug dieser Mannschaft hatte.

Ilona Wirth fehlte in den kommenden erfolgreichen Jahren in keinem Punktspiel. Und der TTC Albungen überraschte in dieser Zeit die Konkurrentinnen aus Nordhessen mit starken Leistungen. Die erste Landesliga-Saison schlossen die Damen 1976 mit dem 4. Platz und Rang drei bei den hessischen Pokalmeisterschaften ab. Es folgten weitere zehn erfolgreiche Jahre in der Landesliga, in dem das Albunger Team die Farben des Tischtenniskreises Eschwege prächtig vertrat. Zweimal, 1979/80 und 80/81, holte sich der TTC sogar die Vizemeisterschaft, scheiterte 80/81, als sich das Team mit Elke Gerstenberg und Elisabeth Rübeling noch verstärkte, nur um einen Punkt am Aufstieg in die Hessenliga. In der immer stärker werdenden Landesliga schlug aber im Spieljahr 85/86 die Abschiedsstunde, auch in der Gruppenliga blieb die Mannschaft bis 1987/88 zusammen. Der 2. Platz bei den Hessischen Pokalmeisterschaften war zugleich das Abschiedsgeschenk für Ilona Wirth und Elke Ruff, die eine andere Herausforderung suchten.

Es folgten zehn etwas magerere Jahre, in denen eine von vier Albunger Damenmannschaften aber immer auf Bezirksebene spielte. Neue Spielerinnen schlossen sich dem TTC an, aber auch aus den eigenen Reihen schafften Spielerinnen den Sprung in die 1. Mannschaft, wobei der Verein auch von der engagierten Arbeit seiner ehemaligen Jugendwarte Helmut Wiegand und Edgar Wilhelm profitierte. An zwei erfolgreiche Perioden denkt der Albunger Nachwuchs besonders gern zurück: Waren Ende der 60-iger Jahre die Albunger Jungen auf Kreisebene führend, hatte die weibliche Jugend Mitte der 80-iger Jahre ihre Blütezeit, als sie bis in die Gruppenliga vorstieß.

Aufstieg in die Hesseniga: (v.l.) Mareike Göbel, Nicole Iwanyzkyi, Christiane Jacob und Nina Asseln. Auch der Präsident ist stolz.
Aufstieg in die Hesseniga: (v.l.) Mareike Göbel, Nicole Iwanyzkyi, Christiane Jacob und Nina Asseln. Auch der Präsident ist stolz.

Der größte Ligaerfolg: 2002/03 in die Hessenliga

In der Saison 97/98 meldeten sich die TTC-Damen als Vizemeister der Bezirksoberliga in der Elite zurück. Christiane Jacob und Mareike Göbel wechselten zum TTC, gemeinsam mit Brunhilde Beyer-Friedrich und Nina Gries schaffte das Quartett den Sprung in die Verbandsliga. Die "Zweite" mit Christa Beck, Claudia Stübner, Silke Staroszyk, Margot Furchert und Helgard Bartholomäus wurde Bezirkspokalsieger. Als sich auch noch Nicole Stöber-Iwanyzkij dem TTC anschloss, gewann das Damenteam noch mehr an Schlagkraft. Am Ende der Saison 2002/03 war es dann soweit: Der TTC Albungen feierte die Meisterschaft der Verbandsliga Nord, stieg in die höchste hessische Spielklasse, die Hessenliga auf. Zweifellos der bisher größte Erfolg dieses Clubs, der in der Fachwelt einiges Aufsehen erregte und große Anerkennung fand. Denn der TTC stellte damit die ranghöchste Damenmannschaft des TT-Kreises.

Das Team um Christiane Jacob konnte sich allerdings nicht in der starken Hessenliga halten, nach nur einer Saison führte der Weg in die Verbandsliga zurück, wo sie heute noch aktiv ist. Eine prächtige Leistung zeigt seit Jahren auch die 2. Damenmannschaft, die in der Bezirksoberliga ständig eine Spitzenposition einnimmt und sich als adäquater Unterbau der "Ersten" erweist. Zwei Damenmannschaften in oberen Spielklassen, das schafften nur wenige der Kreisvereine. Zumal zwei weitere Albunger Damenteams auch noch in der Kreisliga mitmischten. Aus den Tatsachen folgernd, ist es wirklich nicht übertrieben, vom TTC Albungen als der "Damen-Hochburg des Kreises" zu sprechen.

Aber Tischtennis war für die Frauen und Mädchen des TTC Albungen nicht alles. In den 80-iger Jahren wuchs das Interesse an der Gymnastik, und so entschloss sich der Vorstand zur Gründung einer Abteilung Gymnastik. Auch der Radfahrverein öffnete sich für die Gymnastik, und seither nutzen die Frauen und Mädchen beider Clubs den Montag, um sich mit Gymnastik und Spielen fit zu halten. Und manchmal verirren sich sogar einige Männer in diese Übungsstunde.

Hessenpokal-Sieger: (von links) Nele Freitag, Martina Becker, Ines Reifenstahl, Annika Oesterheld und Christa Beck.
Hessenpokal-Sieger: (von links) Nele Freitag, Martina Becker, Ines Reifenstahl, Annika Oesterheld und Christa Beck.

Das überraschende Ende einer Ära

Das Aushängeschild des TTC blieb das Damenteam in der Verbandsliga. Mit zwei 3. ('08 und '10), zwei 4. Plätzen ('06 und '09) sowie einem 5. Rang ('07) erreichte die kreisweit drittbeste Mannschaft hinter dem Eschweger TSV (Verbandsliga) und MTV Unterrieden (Hessenliga) großartige Platzierungen in den jeweiligen Abschlusstabellen.

So blieb es auch bis zur Saison 2013/2014. Denn vor Beginn der Spielzeit verkündeten Christiane Jacob, Nicole Iwanyzkyi und  Mareike Göbel das Undenkbare an: Sie werden ihre so erfolgreichen Tischtennis-Karrieren erstmal auf Eis legen und nicht am Spielbetrieb teilnehmen. Ein harter Schlag für den Verein, der diesen Schritt aber natürlich akzeptierte und den drei Ausnahmespielerinnen für ihre langjährigen Leistungen offiziell dankte. Auch Brunhilde Beyer-Friedrich kündigte an, in Zukunft weniger zu spielen. 

 

Gütersloh calling: Mit neuem Team beinah Deutscher Pokalmeister

Um die übrig gebliebene Verbandsliga-Spielerin Martina Becker formierte sich eine neue Mannschaft. Die eigentliche "Zweite" wurde zur "Ersten", Sarah Schneider, Nele Freitag, Christa Beck und Silke Staroszyk spielten statt Bezirksliga nun Bezirksoberliga. Die Qualität des Teams wurde zudem durch zwei Neuzugänge von der TSG Bad Sooden-Allendorf deutlich angehoben, Ines Reifenstahl und Annika Oesterheld.

In dieser Formation spielte man um den Aufstieg mit, der bis heute aber zweimal knapp verpasst wurde. 

Dennoch erzielten die Damen im Jahr 2015 einen Riesenerfolg. Sie wurden Bezirkspokal- und Hessenpokalsieger. Daraufhin kämpften sie im Mai um die Deutsche Pokalmeisterschaft. In Gütersloh brillierten die Damen und zeigten sich von ihrer besten Seite. Angepeitscht von vielen mitgereisten Fans überstanden sie die Gruppe, mussten sich erst im Viertelfinale geschlagen geben. Dieser überragende 5. Platz konnte sich mehr als nur sehen lassen! Völlig zu recht wurden die Damen später als Mannschaft des Jahres des Kreisstadt Eschwege ausgezeichnet.

Mit großer Kameradschaft und viel Erfahrung zu neuen Erfolgen

In den nächsten fünf Jahren sollten unsere Frauen an die Leistungen und Erfolge dieser vergangenen Jahre anknüpfen. Das lag in erster Linie an der (nach wie vor!) sehr guten Stimmung innerhalb der Mannschaft. Dank dieser wurde auch der Verlust von Spitzenspielerin Ines Reifenstahl kompensiert, auch wenn die Mannschaft vorerst in der Bezirksoberliga weiterspielte. Lisa Ringleb stieß aus Uengsterode zum Team hinzu, mit Sarah Weise (Schneider) und Nele Beck (Freitag) konnten wichtige Stammspielerinnen zwar einige Zeit lang nicht mitspielen, jedoch präsentierte sich die Mannschaft sehr gefestigt und schaffte nach der Rückkehr in die Verbandsliga auch souverän den Klassenerhalt mit Plätzen im guten Tabellenmittelfeld. 

 

Mailin Hoßbachs großer Coup

Großartig war auch die Leistung von Nachwuchsspielerin Mailin Hoßbach. Die Tochter der beiden TT-Asse Ramona (ETSV) und Mario (Weißenborn), zeigte sich seit ihrem Vereinseintritt sehr trainingsbegeistert und schnell stellten sich erste Erfolge ein. Ihren Wunsch nach einem Pokalgewinn konnte sie sich schon bald erfüllen. Bei einem sollte es nicht bleiben. Ihren größten Erfolg feierte sie im Jahr 2018. Als Neunjährige. Da nahm sie an den Minimeisterschaften teil und zeigte im Bezirksentscheid großartige Leistungen und übertraf diese sogar noch mal bei den Hessischen, die sie sogar gewinnen konnte. Was für ein Erfolg! Der verdiente Lohn: Mailin vertrat unseren Verein und das Land Hessen bei den Deutschen Meisterschaften und genoss darüber hinaus einen Lehrgang mit der amtierenden Bundestrainern. 

 

Verdiente Spielerinnen nicht mehr aktiv

Bedauert wurde im gesamten Verein, dass zur Saison 2018/19 keine zweite Frauenmannschaft mehr gestellt werden konnte. Einige der Spielerinnen waren zuvor viele Jahrzehnte für unseren Club aktiv und hatten sich große Verdienste im Verein erworben. Margit Wiegand, Gerdi Baumgart, Christa Gries - um nur drei zu nennen. Ist ihr Ausscheiden au dem aktiven Spielbetrieb nur zu verständlich, so war es äußerst schade, dass der ambitionierte Mädchen-Nachwuchs nicht weiter dabei blieb. So war es den verbliebenen Spielerinnen nicht möglich, die zweite Mannschaft aufrechtzuerhalten.